Die Helden hinter den Kämpfern - Interview mit dem Bürgermeister von Slawjansk
Vor einigen Tagen wurde auf Befehl des Militärkommandanten von Slawjansk Igor Strelkov der «Volksbürgermeister» Wjatscheslav Ponomarev abgesetzt. Er wurde durch den verrenteten Offizier, den Leiter des Sozialamtes Vladimir Pawlenko ersetzt. Nach eigenem Geständnis hat er nicht so viel Erfahrung mit dem Wirtschaften. Dafür aber im Überfluss — mit der Organisation. Mit 21 hat er einen Grenzpunkt in Blagoweschtschensk geleitet, hat seine Offizierskarriere im Fernost gemacht, in der Grenzeinheit von Chabarovsk. Er hat auch als Stellvertretender Werksdirektor gearbeitet. Dann startete seine Behördenkarriere. Die
— Gibt es wenigstens geschätzte Zahlen, wie viele Menschen bleiben noch in Slawjansk?
— Natürlich gibt es sie. Es sind jetzt mehr als 60 Tausend Einwohner in der Stadt. Darunter sind drei Tausend Kinder. Möglicherweise werden noch einige Tausend die Stadt verlassen, aber über 50 Tausend werden hier bleiben. Die Menschen wollen die Heimatstadt nicht verlassen, ihre Wohnungen und Häuser leer lassen. Manche wissen nicht wohin, manche haben nicht die Mittel. Die Stadt ist also nicht leer. Alle Kommunaldienste funktionieren — das sind auch Menschen, die Krankenhäuser arbeiten — Ärzte sind auch Menschen. Und so weiter.
— Welche sind aus ihrer Sicht die wichtigsten Probleme von Slawjansk heute?
— Es sind zwei — Strom und Wasser.
Während des Artilleriebeschusses am 8. Juni wurden vier Hochspannungsleitungen vernichtet. Für die Wiederherstellung braucht man hier Facharbeiter aus Donezk. Wir haben zwei Tage lang mit allen möglichen Menschen verhandelt, um die Sicherheit dieser Facharbeiter zu gewährleisten. Gestern kamen sie in die Umgebung von Slawjansk, in die Gegend der Straßensperre Bylbasovka. Die Nazgarde sagte, dass in der Zone, wo die Arbeiten durchgeführt werden müssen, vermient sei, was nicht stimmt. Sie wollten den Reparaturdienst einfach nicht durchlassen. Wir haben wieder angefangen zu verhandeln, weil der Strom ein Schlusselmoment ist. Ohne Strom gibt es kein Wasser, ohne Wasser funktioniert die Kanalisation nicht. Das alles kann zu einer ökologischen Katastrophe führen, und zwar nicht nur für die Stadt, sondern für einige Regionen. Inklusive des Asowschen Meeres. Durch Slawjansk fließt der Fluss Torez, mündet im Donez, dann im Don und im Asowschen Meer.
— Meinen sie die Abflusse in die Wasserbassins
— Natrürlich. Ohne Strom haben wir keine Möglichkeit das Abwasser in die Kläranlagen zu pumpen, wo es gereinigt wird. Deswegen wird es alles in das Flusssystem geraten und dann fließt es mit dem Strom. Jetzt, im Sommer, kann es beliebige Kranheiten provozieren.
— Igor Strelkov erzählte uns, dass die ukrainischen Militärs die Wasserleitung in die Stadt aus der Richtung der Siedlung Donezkij verschlossen haben. Gibt es irgendwelche anderen Möglichkeiten das Wasser zu bekommen?
— Die verschlossenen Schleusen sind ein großes Problem, aber wir könnten wenigstens den notwendigen Minimum liefern. Aber, erstens, haben wir keine Pumpen, um es zu pumpen. Zweitens, wir haben keine Pumpstationen, um das Abwasser abzupumpen. Dafür brauchen wir Strom.
— Einige Straßen haben Strom…
— Die Stadt wurde aus mehreren Quellen gespeist. Es ist aber die Hochspannungslinie mit 110 kW beschädigt, die Basis bildet. Durch die Stadt laufen noch einige Linien, aber sie haben nicht genug Leistung. Wir versuchen wenigstens die Krankenhäuser zu versorgen, die Reparaturdienste arbeiten Tag und Nacht. Wir denken uns unvorstellbare Varianten aus. Der russische Mensch kann den Brei auch aus dem Axtgriff kochen und den Strom aus der Luft generieren.
— Was ist mit der Lebensmittellieferung?
— Seit zwei Wochen lassen die Nazgarde und die ukrainische Armee keine Lebensmittellieferungen nach Slawjansk. Die Geschäfte machen zu, es gibt Probleme mit den Lebensmitteln. Bis jetzt ist die Stadt versorgt, aber es wird langsam schwierig.
— Was sind die Basisbedürfnisse?
— Trinkwasser und Lebensmittel. Treibstoff — auch eins der wichtigsten Probleme. Die Benzintransporter werden auch nicht durchgelassen.
— Ist die Evakuierung für die Flüchtlinge irgenwie organisiert?
— Täglich bringen wir 150–200 Menschen raus. Mit großer Mühe, aber sie werden doch rausgelassen.
— Sie haben die Leitung der Stadt in der schweren Zeit gekriegt. Tut es ihnen leid?
— Es gibt das Wort «muss». Erinnern sie sich an den Film «Offiziere»? Dort sagte einer der Hauptcharaktere: «Es gibt so einen Begriff — die Heimat zu verteidigen». Das Funktionieren der Stadt zu gewährleisten — das ist das selbe wie die Stadt zu verteidigen.






